Sonntag, 30. Dezember 2007

Trade: Korver (schon wieder) von Stefanski getradet

Beim Draft 2003 wurde Kyle Korver an Position 43 von den Nets gezogen, aber für Cash sofort weiter zu den Sixers getradet. Der damalige GM war Ed Stefanski, welcher am 5. Dezember diesen Jahres Billy King in Philadelphia ersetzte und nun mit seinem ersten Deal für die 76ers den Grundstein für seine Arbeit setzt. Stefanski sah die Chance, mit Korver weitere Assets für den Rebuild in Philadelphia zu erhalten und tradete ihn für den auslaufenden Vertrag von Gordan Giricek und einem konditionierten 1st-Round-Pick zu den Utah Jazz.

Der Trade im Detail

Von Philadelphia nach Utah: Kyle Korver (4,4 Mio $)

Von Utah nach Philadelphia: Gordan Giricek (4,0 Mio $), 1st-Round-Pick von Utah zwischen 2009 und 2014 mit starker Protection

Der Trade aus Sicht von Philadelphia

Ein typischer Trade eines Teams im Rebuild. Für Korver bekommen die 76ers einen auslaufenden Vertrag und 4,4 Millionen mehr Cap-Flexibilität für einen Free Agent in der nächsten Off-Season (Elton Brand oder Gilbert Arenas), sowie einen zukünftigen zusätzlichen Draft Pick. Außerdem wird Giricek weniger Minuten als Korver spielen und schafft so mehr Spielzeit für die Nachwuchsspieler auf dem Flügel: Thaddeus Young, Louis Williams und Rodney Carney. Das sind die drei wichtigsten Punkte für ein Team, welches momentan nicht um Siege spielt, sondern auf bessere Zeiten hinarbeitet. Giricek's spielerische Qualitäten sind für Stefanski sekundär. Er ist zwar ebenfalls ein akzeptabler Shooter und Ergänzungsspieler in der NBA, aber in Philadelphia wird er momentan nicht benötigt. Es ist daher durchaus möglich, das Giricek zur Trade-Deadline im Februar noch einmal getradet oder aber ausgekauft wird.

Philadelphia wird noch weiteren Cap-Room für 2008 freimachen wollen. 11 Millionen davon nimmt Andre Miller in Anspruch. Durch den Trade von Korver kann nun flexibler in Trades für Miller agiert werden. Es müssen nicht alle 11 Millionen von Millers Vertrag durch auslaufenden Verträge abgedeckt werden. Es wäre auch möglich, zwei Spieler entgegenzunehmen, wovon nur ein Vertrag ausläuft. Das ist sehr praktisch, denn bisher schien Philadelphia kein Glück zu haben, für Andre Miller einen passenden neuen Arbeitgeber zu finden. Andererseits ist es nun aber auch sehr wichtig geworden, Andre Miller noch vor Ablauf der diesjährigen Deadline zu traden. Stefanski hat mit dem Freischaufeln von Korvers Vertrag seinen Cap-Room voll auf die nächste Offseason konzentriert. Philadelphia wird dort der wichtigste Player sein, denn fast alle anderen sich im Umbau befindenen Franchises richten sich auf 2009 oder auf 2010. Ebenfalls auf der Abschussliste von Stefanski dürften Willie Green und Reggie Evans stehen.

Der Draft Pick von Utah spielt eine untergeordnete Rolle. Er soll sehr stark geschützt sein, was bedeutet, das er entweder erst in ein paar Jahren oder aber am Ende der ersten Runde von 2009 oder 2010 verwendet werden. Er ist viel mehr ein weiterer kleiner Baustein, wenn die Sixers einen Impact-Player ertraden wollen. So könnte er z.B. bei einem Sign-and-Trade für einen der Free Agents von 2008 eingesetzt werden.

Der Trade aus Sicht von Utah

Coach Sloan hat sich mit Giricek überworfen. Letzte Saison war noch Andrei Kirilenko im "Dog House" des Hardliners. Dieses Jahr hat es Giricek "erwischt". Und in Utah ging man davon aus, dass die Tage des Kroaten mit dieser Mannschaft gezählt seien. Mit Korver hat man nun einen adäquaten Ersatz geholt. Zwar spielt auch Korver momentan nicht seine beste Saison, aber er ist immer noch jung, verdient nicht zu viel und darf als solider Rotationsspieler eines Contenders gelten. Außerdem scheint man nicht mehr viel Vertrauen in die Gesundheit von Matt Harpring zu setzen. In anderer Hinsicht wird man in Utah ebenfalls mit Sorge in die Zukunft blicken. Nach 2009 wird man Carlos Boozer und Deron Williams verlängern müssen. Zu diesem Zeitpunkt werden die verbleibenden Vertragsjahre von Andrei Kirilenko zu einer großen Bedrängnis. Daher darf man schon jetzt auf die Tradegerüchte von Kirilenko in der nächsten Saison gefasst sein. Korver könnte sich bei guter Leistung also bereits in naher Zukunft in der Starting Five von Utah wiederfinden.

Aus dieser Sicht betrachtet, kann man verstehen, weshalb man für einen durchschnittlichen Spieler sowohl einen auslaufenden Vertrag als auch einen zukünftigen 1st Rounder geboten hat. Andere Teams hätten dies nicht. Utah wird 2010 aber aller Voraussicht nach an Stelle der New York Knicks in der ersten Runde draften. Dieser Pick gilt in der Liga als äußerst wertvoll und Utah schien sich daher schneller vom eigenen Draftrecht trennen zu wollen, als es eine andere Franchise getan hätte.

Fazit

Wieder mal ein Trade, bei dem man sich nachher fragt, warum man nicht selbst darauf gekommen ist. Giricek war in Utah als Leistungsträger bereits abgeschrieben. Das Utah sich vom eigenen Pick getrennt hat, mag für viele Franchises unverständlich sein. Da die Jazz 2010 aber einen ungeschützten Pick von New York bekommen, macht die eigene Option verschmerzbar. Korver ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Shooter und Floor-Spacing in der Liga immer wertvoller werden (Kapono, Carroll).

In Philadelphia war dagegen nicht Leistung, sondern Cap-Flexibilität gefragt. Giricek garantiert diese, der Pick verspricht sie zumindest. Und im Gegensatz zu Billy King wird sich Ed Stefanski nicht krampfhaft Publikumslieblinge lange an die Franchise binden, wenn sich diese auch anders gewinnbringend einsetzen lassen können. Der Trade von Korver ohne spielerische Kompensation war mutig als Einstieg. Zeigte aber auch, dass man schmerzhafte Einschnitte vornehmen muss, um eine festgefahrene Franchise wie die von Philadelphia wieder auf Spur zu bringen.

Zum Abschluss fehlen noch die Updates für die Gehaltstabellen der beteiligten Teams:

Sixers
Jazz

Samstag, 15. Dezember 2007

Trade: Die Pistons schaffen Platz

Heute Nacht tradeten die Detroit Pistons Nazr Mohammed zu den Charlotte Bobcats für Primoz Brezec und Walter Herrmann. Dieser Trade war alles andere als überraschend. Noch vor zwei Tagen, waren sowohl Walter Herrmann als auch Nazr Mohammed auf der Liste der Spieler zu finden, die Chris Sheridan von ESPN als Trade-Kandidaten betitelte.

Der Trade im Detail

Von Charlotte nach Detroit: Primoz Brezec (2,75 Mio $), Walter Herrmann (1,94 Mio $)
Von Detroit nach Charlotte:
Nazr Mohammed (5,6 Mio $)
Detroit kündigt den nicht garantierten Vertrag von Ronald Dupree.

Die Gründe der Bobcats

Nazr Mohammed hatte seine beste Saison 2004/2005 als er zunächst der drittbeste Spieler der New York Knicks war und dann ab Februar als Starter auf der 5 bei den San Antonio sogar die Championship gewinnen konnte. Aber bereits in der nächsten Saison ging es bergab. Dieses Jahr ist sein schlechtestes Jahr in der NBA. Er erreicht zwar immer noch eine gute Reboundrate, aber er foult zu häufig und erlaubt sich für einen Rollenspieler zu viele Aussetzer (Freiwurfquote und Mitteldistanzwürfe). Außerdem ist er ein schwacher Finisher am Brett, da er viele Durchstecker einfach abtropfen lässt.

Nun soll also Nazr Mohammed die Defense der Bobcats verstärken und Emeka Okafor ermöglichen wieder mehr Help Defense zu spielen. Es bleibt allerdings fraglich, wie viele Minuten er Okafor pro Spiel in der Defense entlasten kann, da er mit seinen Händen viel zu unvorsichtig verteidigt und nicht selten bereits nach den ersten fünf Minuten bereits sein zweites Foul angehängt bekommt.

Dennoch ist dieser Trade sportlich als Upgrade zu sehen, da Brezec ebenfalls viel schlechter als noch vor zwei Jahren spielt und Walter Herrmann mit dem neuen Coach Sam Vincent nicht zurechtzukommen scheint. Außerdem konnte man mit dem Trade einen Platz im Roster freischaufeln. Vielleicht haben die 'Cats dieses Mal mehr Glück mit den Free Agents als noch mit Anderson Varejao. Eine öfters genannte Option ist die Verpflichtung vom kleinen Scoring-Guard Earl Boykins.

Nächste Saison haben die Bobcats dann nur noch die MLE, um in den Kader zu investieren. Man darf davon ausgehen, dass Okafor auch nächste Saison noch in Charlotte spielen wird. Ob er unter den Konditionen eines Qualifying Offers oder mit einem komplett neuem Vertrag verpflichtet sein wird, hängt aber auch von interessierten Franchises mit Cap-Space in der nächsten Off-Season ab.

Die Gründe der Pistons

Die Pistons haben kaum noch Verwendung für Mohammed. Seine zehn Minuten pro Spiel verteilt Flip Saunders liebend gern an Jason Maxiell, Amir Johnson und Primoz Brezec, um die zarte Verjüngungskur der Pistons vorranzutreiben.

Der wichtigste Punkt ist allerdings finanziell begründet: Detroit spart ungemein viel Geld. Nazrs Vertrag beläuft sicht auf satte 25 Millionen Dollar, die ihm bis einschließlich 2011 ausgezahlt werden müssen. Zwar ist die letzte Saison mit einer ETO (Early Termination Option) versehen, aber wir dürfen getrost davon ausgehen, dass Mohammed nicht auf 6,8 Millionen verzichten wollen wird und diese Option nicht ziehen wird.

Brezec' und Herrmann's Verträge laufen dagegen aber aus. Momentan kann man davon ausgehen, dass keiner der beiden nächste Saison noch bei den Pistons spielen wird. Aber Detroit hat nun genügend Spielraum unter der Luxury-Tax-Grenze für die nächste Off-Season, um die volle MLE auszuschütten. Ziel dafür werden womöglich die anstehenden Vertragsverlängerungen von Jarvis Hayes und Antonio McDyess sein (Korrektur: Antonio McDyess wurde bereits für 14,5 Millionen und zwei Jahre verlängert).

Fazit

Die Bobcats sind enttäuschend gestartet. Bislang konnte niemand von einer Expansion-Franchise viele Siege verlangen. Doch nach zwei Spielzeiten sind die Anforderungen der Öffentlichkeit und auch die von Team-Besitzer Bob Johnson gestiegen. "You gotta walk the talk" heißt es in den USA. Und das bedeutet für die Bobcats, dass man in Siege investieren muss. 17 Millionen wäre ihnen Anderson Varejao wert gewesen. Nun müssen sie sich mit einem 32-jährigen Mohammed für 25 Millionen begnügen und zudem zwei auslaufenden Verträge dafür investieren.

Die Pistons nutzten hier ihre starke Position aus und zogen eine desperate Franchise nahezu über den Tisch. Der Vertrag von Mohammed ist eine bittere Pille und wird innerhalb des Front Offices der Pistons mit Sicherheit als Fehler bezeichnet. Doch dieser Fehler wurde Dank Charlotte aus dem Weg geräumt.

In der nächsten Saison wird Detroit wieder sehr flexibel auf dem Markt agieren können, während Charlotte durch die Verhandlungen mit Okafor und den fragwürdigen Verträgen für Matt Carroll und
Nazr Mohammed in ihrer Flexibilität limitiert sein werden.

Zum Abschluss folgen noch die aktualisierten Gehaltstabellen der beiden beteiligten Teams:

Charlotte Bobcats
Detroit Pistons






Dienstag, 11. Dezember 2007

TradeWatch in der NBA

Ein Trade ist Ergebnis intensiver Verhandlungen. Die Beteiligten versuchen dabei natürlich, das Optimum für die eigene Seite zu erreichen. Im Gegensatz zu den meisten Beobachtungen und Bewertungen von Trades, bin ich aber nicht der Meinung, dass es einen klaren Gewinner geben kann. Denn Grundlage eines Trades in der NBA ist es, dass die ausgetauschten Gehaltssummen nahezu identisch sind (siehe dazu Larry Coon's FAQ zum NBA Salary Cap). Demzufolge ist ein Trade eine Gleichung. Eine Gleichung, die sich aus äußerst unterschiedlichen Werten zusammensetzt.

Die Zielvorstellungen der beteiligten Franchises sind immer unterschiedlich. Es kommt nur höchst selten vor, das Spieler zwischen zwei sehr starken Teams wechseln, oder das zwei sehr schwache untereinander Spieler austauschen. Normalerweise ist ein Team daran interessiert, die Qualität des Kaders zu erhöhen, während das andere Team sich restrukturieren möchte oder - in den meisten Fällen - muss. Ich möchte diese unterschiedlichen Ziele benennen und eine Bewertung abgeben, ob der Trade hilfreich war, das Ziel zu erreichen.

Es gibt dabei sehr viele Faktoren, die in die Bewertung einer Transaktion einfließen müssen.

  • Die sportliche Perspektive der Teams
  • Die Vertragslaufzeit der ausgetauschten Spieler
  • Die Höhe der ausgetauschten Gehälter
  • Das Alter der ausgetauschten Spieler
  • Die Gehaltsstruktur und finanzielle Perspektive der Teams
  • Die enthaltenen Draft-Optionen
  • Das möglicherweise enthaltene Geld

Dabei werden häufig Begriffe fallen, die missverständlich sein können und/oder aus dem Englischen übernommen wurden. Dieser Blog verlinkt auf sehr viele informative Quellen, welche die meisten verwendeten Begriffe zufriedenstellend erklären. Ein solides Englisch ist dafür allerdings in den meisten Fällen Voraussetzung.