Donnerstag, 13. März 2008

How Trades Happen

Großartiger Artikel von Celtics.com und Assistant GM Mike Zarren der Celtics:

Inside the Front Office: How Trades Happen

Danke auch an CelticsBlog für den Lesetipp.

Absolut lesenswert für alle die auch diesem Blog folgen :-)

Dienstag, 4. März 2008

Negativ/Positiv: Der Trade-Wert

Bevor ich in den nächsten Tagen die weiteren Trades zur Deadline abfrühstücken werde, erfolgt hier noch ein schneller Beitrag zu einem allgemeinen Thema (Warning: es sind eher "Basics").

Jeder Spieler in der NBA hat einen Trade-Wert. Ein Wert der vielleicht bei wenigen Franchises mit ausgefuchsten Statistikern mit einer Kennzahl dargestellt, bei mir aber nur eine schwer zu fassende, mutmaßlich höchst subjektive Einschätzung ist.

Bei der Bewertung eines Trades, ob ausgeglichen oder nicht, müssen also diese Trade-Werte miteinander verglichen und unter Berücksichtigung der Gehaltsstruktur und der momentanen Zielsetzung eines Teams bewertet werden. Nicht so einfach... und daher werde ich sicherlich auch keine Kennzahl entwickeln (Der "Reina-Value" ist ein Versuch in diese Richtung).

Das grundsätzliche Prinzip ist aber einfach. Ist der Spieler ein schwarzer Peter oder eher die Re-Dame? Oder präzise formuliert: Versucht man Kenyon Martin (60 Mios in 4 Jahren) oder eher doch Manu Ginobili (nur 30 Mios in 3 Jahren) zu traden? Und aus meiner Warte formuliert: Hat der Spieler einen positiven oder einen negativen Trade-Wert?

Kenyon Martin ist mit seinen zwei Mikrofraktur-OPs und seinem sowieso zu hoch-dotiertem Vertrag natürlich eine Last für jede Franchise. Daher müsste Denver bei einem Trade der mit Kenyon Martin beginnt entweder ähnlich katastrophale Verträge entgegen nehmen oder aber selbst wertvolle Assets hinzufügen um einen Abnehmer zu finden. In jüngerer Vergangenheit wurden zwei Spieler mit negativem Trade-Wert gegeneinander ausgetauscht. Larry Hughes und Ben Wallace stellten beides Assets dar, die entweder gegen ähnlich negative (wie geschehen) oder nur gepaart mit äußerst positiven Assets (bei den Cavs: Daniel Gibson oder Draft Picks, bei den Bulls z.B. Joakim Noah) getradet werden konnten. In solchen Fällen helfen sich zwei Franchises gerne gegenseitig, da sie sich "frischen Winde" erhoffen, oder dass ein "Tapetenwechsel" für eine Leistungsexplosion sorgt.

Daher ist es keinesfalls so, dass man einen Spieler nur nach seinem Talent bewerten darf. Sein Vertrag und sein Einfluss auf die langfristige Flexibilität der Franchise ist ebenso wichtig wie sein Einfluss auf dem Court. Doch man darf auch nicht nur den Vertrag bewerten, ohne den Spieler selbst zu berücksichtigen. Dazu schreibe ich aber später mehr, wenn es um die bereits berühmten "expiring contracts" gehen wird.

Schlussendlich ist es wie im richtigen Leben. Die Zeit heilt alle Wunden. Denn jeder Vertrag läuft irgendwann mal aus und wird dann zu einem äußerst positiven Asset (siehe Szczerbiak, Wally oder LaFrentz, Raef in 2008/2009).

Ausnahmslos positiv sind natürlich Draft Picks. Packt man einen Pick drauf, wird das eigene Paket wertvoller. Aber auch diese Einschätzung ist durchaus subjektiv. Den Phoenix Suns braucht man momentan z.B. keinen 1st Rounder andrehen, da sie diesen erst gar nicht bezahlen wollen. Mannschaften im Umbruch reißen sich dagegen natürlich um möglichst viele Draft-Optionen. Auch auf Geber-Seite ist der Wert eines Picks subjektiv. Die Utah Jazz haben sich beim Trade von Kyle Korver viel eher von dem eigenen 2009er Pick getrennt, als es andere Teams getan hätten. Warum? Weil man 2009 anstelle der Knicks picken darf. Unprotected. Verständlich, dass das eigene Draft-Recht dann sehr schnell aufgegeben wird, wenn man die Chance auf einen veritablen Shooter hat.

Genauso sieht es bei getradeten Verträgen aus. Das ei ne Team (Blazers, Mavericks, Knicks z.B.) nimmt sich eher einem schwarzen Peter an, als das andere (Grizzlies, Clippers, Sonics z.B.). Alles subjektiv und alles bedarf einer eigenständigen Bewertung. Für die ich mich natürlich liebend gern zur Verfügung stelle.

Montag, 3. März 2008

Trade: Die Cavaliers rüsten um


In letzter Sekunde vor der nahenden Trade Deadline fädelten die Cleveland Cavaliers einen 3-Team-Deal mit insgesamt elf Spielern ein. Sie wurden von den Medien, aber auch von ihrem Star LeBron James, zum Handeln gedrängt. Auslöser war schlussendlich aber, dass man Larry Hughes traden konnte und dafür perspektivische Verträge bekam.

Der Trade im Detail:



Cleveland erhält: Ben Wallace (15,5 Millionen, von Chicago), Joe Smith (5,2 Millionen, von Chicago), Wally Szczerbiak (von Seattle, 12 Millionen), Delonte West (1,9 Millionen, von Seattle), 2009er 2nd Round Pick (von Chicago) / oder 34,6 Millionen Gehalt (30 Mio abgegeben)

Chicago erhält: Larry Hughes (12 Millionen, von Cleveland), Drew Gooden (6,4 Millionen, von Cleveland), Cedric Simmons (1,6 Millionen, von Cleveland), Shannon Brown (1,0 Millionen, von Cleveland) / oder 21 Millionen Gehalt (22,3 Mio abgegeben)

Seattle erhält: Donyell Marshall (5,6 Millionen, von Cleveland), Ira Newble (3,4 Millionen, von Cleveland), Adrian Griffin (1,6 Millionen, von Chicago) / oder 10,6 Millionen Gehalt (13,9 Mio abgegeben)

Die Gründe für Cleveland:



Kein Jason Kidd, kein Mike Bibby. Sondern Delonte West. Auch nach dem Trade fehlt LeBron James der Side-Kick, die große Entlastung beim Scoring. Dafür bekam er aber zwei ansprechende Rotation-Spieler für den Frontcourt und zwei Shooter für den Backcourt. Der Frontcourt wurde defensiv gestärkt und es gibt mehr Kadertiefe. Shooter sind nützlich, aber West und Szczerbiak werden die Perimeter-Defense viel zu anfällig machen, als dass man hier von einem ausgereiften Mannschaftsgefüge sprechen könnte.

Das wars zum Spielerischen, denn von diesen vier Spieler werden schon in den Playoffs 2009 mindestens zwei keine Cavaliers mehr sein. Denn der Trade diente vor allem der langfristigen Möglichkeit einen wirklichen zweiten Impact-Spieler zu bekommen und nicht um dieses Jahr die Championship einzufahren. Natürlich beschwert sich niemand über einen weiteren Run in die Finals; aber erwarten sollte ihn ebenfalls keiner.

Mit Cleveland war nichts los. Enttäuschende Bilanz, ein unausgereiftes Roster und zu wenig Assets um einen Blockbuster-Deal zu landen. Dazu kam die Belastung durch den Vertrag von Larry Hughes, der von Anfang an nicht in das Spiel der Cavs passte und als Sidekick zu LeBron die denkbar unpassendste Alternative der damaligen vier SG-Free Agents (Ray Allen, Michael Redd und Joe Johnson unterzeichneten ebenfalls neue Verträge im Sommer 2006). Die einzige Möglichkeit einen solchen Spieler loszuwerden ist es, sich einem ähnlich unglücklich verlaufendem Signing anzunehmen: Auftritt Ben Wallace - Ähnlich unpassend bei den Bulls wie Hughes in Cleveland und ähnlich unzufrieden.

Beide Spieler stellten negativen Trade-Wert dar, aber an die vergangenen spielerischen Erfolge der beiden, kann man in der Liga zurückerinnern. Also kommt es zu einem Trade, bei dem die beteiligten Franchises erhoffen, der frische Wind des neuen Umfelds würde alte Leistungspotenziale aufwecken und den negativen Wert des Assets Hughes in einen neutralen Wert Wallace umwandeln. In der nächsten Saison wissen wir, ob es was gebracht hat. Ansonsten gilt halt hartnäckiges Durchhalten, bis Wallace' Vertrag ausläuft.

Viel wichtiger für die kurzfristige Kaderplanung ist aber ein anderer Spieler im Paket: Szczerbiak ist nächste Saison ein 12-Millionen-Dollar-Expiring. Einer der wertvollsten Verträge der Saison 2008/2009. Zusammen mit den auslaufenden 6 Millionen von Eric Snow kann Cleveland jeden Contract in der Liga matchen. Hoffnungsvolle Zeiten brechen also in Ohio an (natürlich nur sportlicher Natur, vom Immobilien-BubbleBust wird sich die Region erstmal nicht erholen). Und ich bin mir sicher, dass General Manager Ferry diese Trading Chips gewinnbringend eintauschen wird. Vielleicht wird Michael Redd schlussendlich doch noch nach Ohio zurückkommen? Sowenig ich mich eigentlich aus dem Fenster rauslehnen mag, diesen Trade halte ich in der ein oder anderen Variante für fast unausweichlich (Szczerbiak, Snow und Perspektive für Redd, Gadzuric oder Simmons).

Bereits diese Saison laufen die Verträge von West (Restricted FA) und Smith aus. West könnte evtl. ein Cav bleiben, wenn nicht irgendein GM die volle MLE für ihn bieten sollte (was ein Fehler wäre). Für 3 Jahre, 12 Millionen ist er aber ein solider BackUp-Combo-Guard.

Die Gründe für Chicago:



Manchmal passiert beim Verpflichten eines Free Agents, dass man zu sehr darauf achtet, die Konkurrenz zu schwächen. Manchmal passiert es, dass man einfach zum falschen Zeitpunkt Capraum hat. Das war die Essenz eines Teils der Tragik, die nun die Folge eines katastrophalen GM-Jahrs 2006/2007 von Paxson geworden ist.

Mit Hughes hat man nun endlich einen Slasher, einen großen SG. Der könnte sogar zusammen mit Ben Gordon einen Backcourt formen (wenn man einen starken Initiator auf einer der Forward-Positionen hätte, hallo Pau Gasol...).. oder im Notfall mit Kirk Hinrich. Einer der beiden wird allerdings schon bald ein anderes Trikot tragen.

Gooden, Deng und Nocioni klingt dagegen schon etwas harmonischer und könnte tatsächlich eine vernüftige Rotation auf SF/PF sein. Aber auch nach 10 Jahren ohne Michael Jordan fehlt es in Chicago immer noch an einem Franchise-Spieler und es ist einfach eine Schande, dass man es versäumt hat, die Assets für einen einzutauschen. Jetzt hat man fast gar keine Assets zur Verfügung (TT hat ein mieses Image, Noah und Gray zu wenig Talent als das ein anderes Team Wertvolles dafür abgeben würde) und immer noch keine Lösung für die aufgeschobenen Vertragsverhandlungen mit Gordon und Deng.

Ich selbst habe wenig Hoffnung für den wirklich großen Wurf in Chicago. Es gibt ein paar tolle Rotation-Spieler und mit Deng, Hughes und Gordon auch Spieler, die eine gute dritte Option bei einem Contender abgeben würden... aber es fehlt nunmal der Kern, der das Team in der Offense und der Defense zusammenhält. Eine Möglichkeit einen solchen Spieler zu bekommen ergibt sich erst wieder, wenn man Hughes' oder Hinrich's Vertrag in einen auslaufenden und Tyrus Thomas Potenzial in Leistung verwandelt hat. Bis dahin wird Chicago keine große Aufmerksamkeit erfahren, die die Franchise eigentlich verdient gehabt hätte. Aber ein zu stolzer GM und ein zu geiziger Besitzer haben dies zu verhindern wissen.

Die Gründe für Seattle:



Bill Simmons nennt das Team bereits die "Seattle Expiring Contracts", nicht zuletzt wegen diesem Trade. GM Presti schafft es vorzüglich, den Wunsch seines Besitzers nachzukommen, den Kader des Teams möglichst zu verflüssigen. Maxime ist jung und günstig, kurze Verträge und Draft Picks. Außerdem schaffte man es weitere drei Millionen Dollar zu sparen (Gehalts-Differenz beim Trade).

Doch auch sportliche Ziele gibt es... natürlich Langfristige: im Sommer 2009 wird man zwei Free Agents abgreifen (darunter ein starker Point Guard), die der großen Konkurrenz von 2010 (LeBron James & Co.) ausweichen wollen. Außerdem hat man dann die Möglichkeit ein oder zwei der bis dahin vier gedrafteten 1st Round Rookies zu traden um ein starkes Team um Kevin Durant aufzubauen.

Presti hat es zwar ausnahmsweise nicht geschafft, einen Pick aus diesem Deal herauszubekommen (Glückwunsch Richtung Cleveland), aber er hat seinem Vorgesetzten einen leckeren Trade zum Geld-sparen vorgelegt, der sich wiederum später (also 2009/2010), wenn die Franchise schon längst in Oklahoma City sein wird (Skandal!), sich hoffentlich spendabel zeigen wird. Bis dahin werden die Sonics aber nur in den Schlagzeilen sein, wenn es um Relocation und Draft Picks geht. Ich selbst rechne also eher nicht, dass in nächster Zeit viele Einträge mit dem Label "Sonics", oder wie auch immer die Franchise in OKC dann heißen mag, dazukommen werden. Also bis nächstes Jahr, [Sonics]!

Fazit:



Wer erinnert sich an den Trade von Wally Szczerbiak gegen Mark Blount und Ricky Davis?

Zwei desperate Franchises helfen einander sich von großen Fehlern zu befreien. Der damalige Sieger steht fest. Wie schaut es also hier aus? Schaut man auf die wechselnden Spieler und das zukünftige Potenzial Clevelands ist die Antwort relativ klar. Ich selbst habe auch keine verwegenen Ideen, wie Chicago in zwei Jahren besser als die Cavs dastehen sollte (mal vom Super-Gau einer ausbleibenden Vertragsverlängerung von LeBron James abgesehen). Cleveland ist gut aufgestellt und tätigt die richtigen Schritte um einen langsamen Umbau des Teams um LeBron voranzuführen. Wenn dessen Vertragsverlängerung ansteht, wird wahrscheinlich Michael Redd in Cav sein und Zydrunas Ilgauskas und Ben Wallace die nächsten wertvollen Verträge sein. Wenn man mit einem dieser Verträge dann noch einen starken Verteidiger mit akzeptablem Offensiv-Spiel für den Frontcourt finden kann, wird James sicherlich ein Cav bleiben. Ferry hat hier einen starken Fang gemacht (inklusive 2nd Rounder von Chicago um vielleicht einen kleinen Draft-Day-Deal zu machen).

Chicago wechselte dagegen seit dem Auslaufen des Vertrags von PJ Brown in eine schwache Handlungsposition und wird Zeit und wiederkehrenden Erfolg benötigen, um wieder hoffnungsträchtige Trades vollziehen zu können. Seattle manövriert sich weiterhin kontrolliert ans Ende der Tabelle für einen sportlich-eleganten Umzug, der bis dato äußerst vielversprechend abläuft.