Samstag, 9. Februar 2008

Trade: Swift und Collins - Du hast was, was ich nicht hab


Nach den spektakulären ersten Februar-Tagen folgt nun ein Deal der etwas weniger polarisiert und in der Nachbetrachtung dieser Saison eher eine Randnotiz bleiben wird. Dennoch, und nicht nur des Bemühens um Vollständigkeit wegen, ist dieser Deal interessant und sollte besprochen werden. Das ich den Eintrag nachreiche, liegt vor allem daran, dass Pau Gasol und Shaquille O'Neal definitiv Vorrang hatten. Bereits am vor dem Wochenende war dieser Trade so gut wie besiegelt. Offiziell wurde er dann am Montag den 4. Februar. Unter anderem lag das daran, dass bei New Jersey die Big Men ausgefallen sind und man Collins noch für die Spiele am Wochenende benötigte.



Der Trade im Detail:

Von New Jersey nach Memphis: Jason Collins (6,1 Millionen)
Von Memphis nach New Jersey: Stromile Swift (6,1 Millionen)


Die Gründe für New Jersey

Vielleicht hat ja der Gasol-Deal die Entscheidung für Stromile Swift beeinflusst. Denn in dem Moment als Kwame Brown LA verlassen hatte, ist die einzige Möglichkeit für Cap-Relief in einem potenziellem Kidd-Trade vergangen. Also kann man nun versuchen, dem Spiel von New Jersey mit einem weiteren Fastbreak-Spieler eine vierte Dimension zu geben. Swift ist 2000 nach Kenyon Martin an 4 (Korrektur: an 2) gedraftet worden und hat ein ähnliches Game. Allerdings fehlte es ihm bisher am Spielverständnis allerdings auch an Teams, die seine Stärken konsequent ausnutzen. Mit Jason Kidd könnte nun selbst Swift ein produktiver NBA-Spieler werden. Der Trade ist jedenfalls kein großes Gamble für New Jersey. Selbst wenn Jason Kidd doch noch auf den Trade bestehen sollte, hat man sich mit Swift nicht weitere Vertragsjahre aufgehalst. Und da außer Dwight Howard (für den es immerhin noch Magloire gibt) die anderen starken Big Men nicht häufig im Post agieren (Garnett, Bosh, Wallace) wird auch die Post-Defense von Collins seltener vermisst werden, als es noch in den letzten zwei Jahren mit Shaq bei den Heat der Fall war.

Für New Jersey also finanziell kein Nachteil (wie man hier gerne nachschauen kann) und spielerisch gewiss eine große Chance. So gut die Defense und das Team-Play von Collins gewesen sein mögen, seine Production als Starter bei einem Playoff-Team war in der NBA unerreicht schwach. Natürlich, er blockt aus, damit Jason Kidd reboundet und den Angriff einleitet, er spielt unspektakulär und nicht für persönliche Stats, aber er ist auch ein katastrophaler Finisher und hat schlechtes Ballgefühl.


Die Gründe für Memphis:

Wie bereits hervorgehoben ist Jason Collins ein Team-Player. Er wird den Umbruch in Memphis nicht durch Eskapaden beeinträchtigen, wird der Jugend Mannschaftsdienlichkeit vor Augen führen und einfach ein "consumate pro" in den kommenden zwölf Monaten sein. Danach ist er dann eh weg. Die andere Aufgabe von Collins wird sein, als auslaufender Vertrag einer anderen Franchise für einen guten NBA-Spieler angeboten zu werden. Zwar geht es hier nur um 6,2 Millionen (in 2009), aber damit kann man immerhin einen Spieler bekommen, der 7,75 Millionen verdient (z.B. Drew Gooden, Chris Wilcox). Anders als vielleicht Stromile Swift ist Collins ein Spieler, den man sich gerne als Expiring für ein halbes Jahr ins Team holt, wenn man sich im Umbruch befindet. Nämlich aus den selben Gründen, die auch dazu geführt haben, dass Collins für Swift nach Memphis geholt wurde.

Ich denke, Wallace hat hier bereits für die Trading Deadline 2009 geplant und sah Collins insgesamt als Wertsteigerung gegenüber Swift an. Swift hat das gleiche Game wie Warrick und würde disesem nur wichtige Minuten nehmen. Und das Warrick Spielzeit bekommt ist ebenfalls wichtig, da dieser in der NBA noch ein höheren Upside hat als Swift und zur nächsten Deadline mit Sicherheit sehr viel Wert haben könnte, wenn man ihn für einen Veteranen zusammen mit Collins anbietet. Wie auch schon bei Pau Gasol tradet Memphis momentan nicht, um die Qualität des Teams zu verbessern. Vielmehr soll die individuelle Leistung der wichtigen Assets gepusht werden, um für das neue Team, welches ab diesem Sommer zusammengestellt wird (höchstwahrscheinlich um Crittenton, Gay und wohl auch Conley sowie Free Agent X, wenn er denn kommt) einen möglichst schnellen Umbruch in die Wege leiten zu können. Noch hat die Gehaltsstruktur ein paar Schwachstellen, aber vielleicht schafft es sogar Wallace diese mit ein paar starken Entscheidungen in den sehr wichtigen nächsten zwölf Monaten auszubügeln.

Fazit:

Mit Swift kommt Upside und Talent in den Frontcourt und ein Spieler, der zu Jason Kidd in der Offense eine ideale Ergänzung sein könnte. Da Swift bisher aber niemals als kompletter Basketballer aufgefallen ist, bin ich in diesem Punkt vorsichtig. Unterm Strich also ein Risiko das man eingehen kann, vor allem wenn man sich finanziell nicht belastet. Kalkuliertes Risiko für New Jersey mit der Chance auf einen wichtigen Push für den diesjährigen Playoff-Run. Ein günstiger Nebeneffekt wäre in diesem Zusammenhang der persönliche Trade-Wert von Jason Kidd. Falls Stromile Swift für Kidd eine dritte Anspielstation beim Fastbreak wird, kann auch Kidd selbst von diesem Trade profitieren und umso mehr Angebote (inkl. Vertragsverlängerung) in der nächsten Saison bekommen, wenn sein Vertrag ausläuft.


Für Memphis dreht sich momentan alles um die Jugend und damit um die Zukunft. Und für diese wurde dieser Deal gemacht. Ein kleiner Deal, vor allem verglichen mit den anderen beiden in dieser Woche, aber doch ein wichtiger Schritt für den Umbruch in Memphis. Ich gehe davon aus, dass vor allem Warrick profitieren und bereits nächste Saison für ein anderes Team auflaufen wird. Memphis muss nun nur noch nach einem Weg suchen, um Brian Cardinal vor 2010 loszuwerden. Das wird alles andere als einfach und man hat dafür die beste Chance mit dem voreiligen Trade von Pau Gasol selbst zunichte gemacht.


Die Paarung von Swift und Collins ist schon bemerkenswert. Würde man Stromile Swift noch die Stärken von Jason Collins mitgeben, hätte man einen All-Star. Beide Spieler weisen in ihrem Game klaffende Lücken auf, die die Fertigkeiten des jeweils anderen füllen könnten. Und genau darum geht es bei diesem Trade. Zwei Franchises denen genau das fehlte, was der andere Spieler mitbringt. Ein kleiner Deal, aber durchaus einer über den es sich zu schreiben gelohnt hat. Nächstes Jahr dann mehr zu Swift und Collins.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Trade: Sunshine-Shaq



Nachdem uns LA völlig kalt erwischt hat und sich den besten spanisch-sprachigen Spieler der Welt nach Kalifornien geholt hat, bündelten deren Rivalen aus Phoenix die globale Baller-Aufmerksamket bereits vier lumpige Tage später auf den anderen Sonnenstaat. Nach ca 36 Stunden Konfusion wage ich mich mal an meine im Internet zu verewigende Meinung zu diesem doch auf Jahre hinaus entscheidenden Deal für die beteiligten Franchises. Als erstes folgt nun natürlich...


Der Trade im Detail:


Von Miami nach Phoenix: Shaquille O'Neal (20 Millionen)

Von Phoenix nach Miami: Shawn Marion (16,44 Millionen), Marcus Banks (3,888 Millionen)

Die Gründe für Phoenix:

Es sprach einiges dafür, dass sich "was tun musste". Auf der einen Seite geliebt von den Fans für das spektakuläre Tempo-Spiel und Vorbild für so manch andere Franchise, die sich im Umbruch befindet; auf der anderen Seite belächelt von Basketball-Experten und -Puristen für die schwache Verteidigung und vor allem das schwache Rebounding. Doch zuerst muss man sich dem "was wäre wenn" widmen. Was wäre, wenn Robert Sarver nicht schon vorher an der falschen Stelle gespart hätte (Kurt Thomas und Picks für eine Trade Exception abgegeben, auf Rajon Rondo verzichtet, aber dafür Marcus Banks für fünf Jahre verpflichtet). Was wäre, wenn Amaré Stoudemire und Boris Diaw im Spiel 5 der vergangenen Playoffs gegen die San Antonio Spurs nicht die Bank verlassen hätten?

Doch fairerweise muss man sich ebenfalls die Frage stellen, was mit Shawn Marion nach dieser Saison passiert wäre. Und genau das hat man in Phoenix schlussendlich getan. Der notorisch sich-unterschätzt-fühlende Allround-Derwisch kündigte bereits an, bei den nächsten Vertragsverhandlungen aufs Maximum gehen zu wollen. Außerdem schien er die Gerüchte um einen 3-Way-Deal mit Boston und Minnesota sehr persönlich zu nehmen und veröffentlichte seinen Wunsch im Oktober getradet zu werden. In Phoenix war man der Ansicht, dass man sich entweder von Marion oder Stoudemire trennen müsste, um dem Team, dass sich immer mehr seinem Schicksal als Regular-Season-Performer ergeben zu schien, neuen Schwung zu bringen.

Sehr schön, neuer Schwung klingt gut. Aber Shaq? 320 Pound "Schwung"? Oder eher doch nur Schwung medialer Sorte durch das überschäumende Charisma und die nicht zu übertrumpfende Präsenz auf Titelblättern und Bildschirmen? Da ist ein bischen Wahrheit dran. Vor allem finanzielle. Der chronisch sparsame Robert Sarver versprach sich vom Trade Marions zweierlei Dinge: Marcus Banks soll von den Büchern (aufpassen Memphis, so geht das!) und es soll ein Star her, der Kohle in die Kasse bringt. Noch immer gilt das vor allem für Shaq. Man hat sich nun endlich entschieden, dass Team auf zwei Jahre Contention auszurichten (siehe Gehalts-Chart) und sieht sich 2010 in blendender finanzieller Verfassung. Äußerst flexible Aufstellung der Verträge. Außerdem wird für Boris Diaw sehr viel Spielzeit freigemacht, die man dazu nutzen wird, dessen Trade-Value wieder in angemessene Höhe zu bringen.

Aber nicht nur der Boss hat Spaß an dem Trade. Auch D'Antoni, der Coach. Was ist da dran? Gute Miene zum bösen Spiel? Oder ist man in Phoenix tatsächlich der Meinung, dass Shaq auch noch mit 36 und 37 noch genügend Gas im Tank hat um der schnellsten Mannschaft der Liga dienlich zu sein? Dagegen spricht so ziemlich alles, was Shaq in den letzten 1,5 Spielzeiten geleistet hat. Für sich zu verzeichnen hat Shaq nur sein breites Grinsen und seine kleine, aber vielleicht nicht unbedeutende Statistik für Spiele gegen die Phoenix Suns: 32,5 Minuten, 21,5 Punkte, 10,5 Rebounds, 4 Assists und 2 Blocks. Kommt er mit dem Tempo also doch zurecht?

Lassen wir das mal so sacken und gespannt die kommenden zwei Playpffs mit Shaq in Phoenix (im letzten Jahr ist er auslaufender Vertrag und wird nochmal getradet) abwarten. Ich selbst habe ein gutes Gefühl. Die Suns haben abnorme Qualität von 1-7 im Roster und können die Effizienz von Marion wahrscheinlich ausgleichen. Shaq ist in der Defensive und an den Boards immer noch sehr stark. Außerdem kann er wunderschön aus dem Post passen, was einem cuttenden Stoudemire und den Dreier-Schützen sicherlich gefallen dürfte.

Und auch aus Management-Perspektive ist nun endlich ein Fleckchen Land in der Wüste zu sehen. Sarver ist bereit zu investieren. Endlich! Also aufgepasst im Westen. Die Karten sind komplett neu gemischt und ich glaube, viele GMs suchen nun nach einem Big Men den man im Fall des Falles gegen Shaq stellen kann. Wie in guten alten Zeiten...

Die Gründe für Miami:

Die Überschrift für diesen Teil des Blog-Eintrags wirkt lachhaft unangebracht. Es war offensichtlich, dass Shaq für dieses Team spielerisch nur noch Belastung war. Und auch finanziell fehlte dem Team durch den Leistungsabfall des Centers an einer klaren Richtung. Nun hat man sich Luft verschafft und eine Richtung vorgegeben. In der Offseason wird man mit Shawn Marion über eine Vertragsverlängerung (er hat im Sommer eine Player Option) verhandeln und entscheiden, was mit dem Boston-Trio Davis, Blount, Banks geschehen soll. Wenigstens Davis läuft zum Saisonende aus, aber mit Banks und Blount hat man zwei faule Äpfel im Team, die es gilt dringend loszuwerden. Aber es war nicht zu erwarten, dass man Verträge wie den von Shaq und Antoine Walker abstreifen kann, ohne Ungewolltes entgegenzunehmen (das geht nur in LA...).

Ein Geniestreich wäre es natürlich, wenn man einen der auslaufenden Verträge (Jason Williams, Ricky Davis) mit einem der Kader-Katastrophen (Marcus Banks, Mark Blount) zusammen an einen uninformierten GM schicken könnte. Aber selbst bis zu Isiah Thomas sollte sich allmählich herumgesprochen haben, dass man mit den Ex-Celtics sicherlich keine Gewinner einkauft. Ansonsten ist man in Miami den Umständen entsprechend relativ gut aufgestellt, wie man der Gehaltstabelle von Hoopshype entnehmen kann. Das Problem ist, man in der nächsten Saison keinen signifikanten auslaufenden Vertrag, mit dem man dann zur Trading-Deadline agieren könnte. Wenn man Williams und Davis also nicht tradet, wird das auch bedeuten, dass Banks und Blount nur mit Paket-Versüßung (Cook, Haslem, Draft Picks) loswird. Und Versüßung ist nicht das, was eine Franchise im Umbruch sich leisten könnte und sollte (Banks und Blount sollte sich aber auch niemand leisten).

Dennoch hat man nun eine Richtung und ein Konstrukt mit dem man beginnen kann ein neues Team rund um Dwyane Wade aufzubauen. Das allein ist momentan schon ein großer Schritt nach vorne. Shawn Marion selbst gibt ebenfalls eine Richtung vor. Mehr Defense, mehr Hustle und natürlich mehr Tempo. Man hat zwar immer noch keine Shooter, aber diese Saison ist der Drops eh gelutscht. Ich gehe davon aus, dass man Marion halten und das Dynamic Duo mit Shootern und Reboundern verstärken wird.

Fazit:

Aus genau diesem Grund habe ich diesen Blog eingerichtet. Momentan ist eine der spannendsten Trade-Phasen der vergangenen Jahre angebrochen. Und ein waghalsiger Deal wie ihn hier die Phoenix Suns durchgeführt haben, wird dazu verleiten auch noch in zwei Jahren vielleicht nach diesem Eintrag zu suchen, um die eigene Meinung in Erinnerung zu rufen. Ich denke, Phoenix hat hier mehr Eier als Verzweiflung gezeigt und wird den Deal nicht bereuen. Shaq passt in das Leistungsfenster von Nash. Er ist definitiv eine Post-Presence und er wird Geld in die Kassen spülen. Gleichzeitig wurde Marcus Banks abgegeben, so dass die MLE in der nächsten Jahr doch kein Ding der Unmöglichkeit ist. Ich bin auf jeden Fall erleichtert, dass Sarver endlich aus seiner finanziellen Schockstarre erwacht ist und grünes Licht für Investitionen gegeben hat. Das wird weitere Transaktionen im Westen zur Folge haben (bekommt Kandi-Man doch noch einen Job?), womit ich also wiederum mehr schreiben darf...

Auf Seiten von Miami hieß es dagegen einfach zugreifen. Die Fehler der Offseason (Kapono, Posey bzw. keine Shooter mehr im Kader sowie Blount, Davis) haben immer mehr die Überflüssigkeit von Shaq vor Augen geführt. Nun hat man ihn abgegeben und dafür einen spektakulären Side-Kick für Wade gefunden. Er kann zwar ebensowenig zuverlässig werfen, aber dafür alles andere. Ob er in Miami endlich glücklich wird und sich respektiert fühlt wird abzuwarten sein. Momentan gehe ich aber davon aus, dass er zu seiner Entscheidung einen Contender und Winner verlassen zu wollen, stehen wird. Aber sieht das in der Offseason vielleicht schon wieder anders aus? Ich bin gespannt.

Montag, 4. Februar 2008

Trade: Lakers schnappen sich den "echten" Gasol

Der erste Trade im Jahr 2008 kam vor allem überraschend. Jason Kidd war das Zentrum der Trade-Gerüchte in der Basketballwelt, als er von den New Jersey Nets einen Wechsel erbat. Doch abgesehen von Kidd gab es noch andere All-Stars, die in der letzten Zeit auf dem "Block" waren. Neben Jermaine O'Neal und Ron Artest: Pau Gasol. Gerüchte um einen Trade waren während der letzten Saison am lautesten, als Jerry West (damaliger GM der Memphis Grizzlies) von den Bulls sowohl Luol Deng als auch Ben Gordon als Gegenwert für den Spanier einforderte. Plötzlich und völlig unerwartet wechselte zu einem vergleichsweise günstigen Preis Gasol nun nach Hollywood:

Der Trade im Detail:



Von Memphis nach Los Angeles: Pau Gasol (13,8 Millionen), 2nd Round Pick 2010

Von Los Angeles nach Memphis: Kwame Brown (9,075 Mill.), Javaris Crittenton (1,285 Mill.), Aaron McKie (1,1285 Mill. / davon 750.000 garantiert), Rechte für Marc Gasol, 2008 1st Round Pick (Top 3 geschützt), 2010 First Found Pick (Top 6 geschützt), 3 Millionen Cash

Der Trade aus Sicht von Los Angeles:



Hier gibt es wirklich nicht viel zu erklären. Wer diesen Deal nicht macht, der ist nicht daran interessiert mehr Basketballspiele zu gewinnen. Los Angeles ersetzt den soliden Verteidiger aber hoffnungslosen Offensiv-Spieler Kwame Brown mit Pau Gasol, der dem ersten Pick von 2001 in allen Aspekten des Spiels überlegen ist und zudem noch der nicht zu unterschätzenden spanisch-sprachigen Bevölkerung von Kalifornien als Identifikationsfigur dienen kann. Mitch Kupchak formulierte es, sich des Neids seiner Mitbewerber in der Liga sicherlich bewusst, allerdings vorsichtiger: "We were hesitant to do anything while we were playing so well before Andrew got hurt..."

Man mag kaum glauben, dass die Belastung auf die Team-Chemie diesen Trade hätte verhindern können. Viel eher ist es wiedermal ein Big-Market-Team das es sich leisten kann und will, die Luxury Tax zu bezahlen, um teure aber auch wertvolle Spieler von sparsamen Franchises zu ertraden. Ein Blick auf die Gehaltstabelle der Lakers zeigt, dass das sie sich mit Gasols Vertrag bis ins Jahr 2011 die Luxury Tax leisten werden müssen. Doch LA gehört zu den Städten, die es sich auch leisten können. Nimmt man also Gehaltsausgaben aus der der Berechnung, zeigt sich, dass die Franchise sehr gut für die Zukunft aufgestellt ist. Der wichtigste "Chip" in der nächsten Zeit wird Lamar Odom sein, der LA das fehlende Puzzle-Stück für einen weiteren Titel bringen könnte.

Doch es ist relativ unwahrscheinlich, dass Odom noch während dieser Saison wechseln muss. Aufgrund der Verletzung von Andrew Bynum wird Odom hauptsächlich als Power Forward spielen und Pau Gasol als Center. In Zukunft wird neben Bynum und Gasol aber kein Platz für Lamar Odom als Small Forward sein. Sein Wert als Back-Up für die beiden wäre Verschwendung, sein Einsatz als Small Forward taktisch einfach nicht sinnvoll. Gasol und Bynum machen den Korb für die Offense so dicht, dass die Offense der Lakers vor allem mit FloorSpacing vom Small Forward unterstützt werden muss. Odom ist allerdings kein zuverlässiger Shooter. Und auch in der Defense kann er die kleineren, explosiven Forwards nicht halten. Die Verletzung von Bynum ermöglicht aber immerhin, das Duo Gasol/Odom zu testen und dann in den Playoffs zusammen mit Bynum sogar den Triple-Frontcourt eine Chance zu geben. Dennoch wäre ein Halten von Odom überraschend. Odoms Game wird von Gasol abgedeckt, seine starkes Rebounding auf der Drei zu wenig genutzt und das schnelle Umschalten in die Offense durch ihn verlangsamt.

Die Stärken von LA liegen in dieser Saison vor allem im Rebounding und in der Offense. Die Defense ist noch nicht titel-fähig. Vor allem der amtierende Champion San Antonio scheint LA nicht zu liegen. Gasol wird regelmäßig von Duncan verfrühstückt, die Schnelligkeit von Parker bekommt Derek Fisher nicht und für Kobe Bryant hat man immerhin Bruce Bowen. Doch die Weichen sind gestellt. Dieses Jahr wird LA in den Playoffs zumindest die zweite Runde erreichen und dann in der Offseason mit dem überaus wertvollen auslaufenden Vertrag von Lamar Odom auf dem Transfermarkt zuschlagen um der Starting 5 den letzten Feinschliff zu geben.

Der Trade aus Sicht von Memphis:



Wer diesen Deal macht, der ist nicht daran interessiert mehr Basketballspiele zu gewinnen... Memphis bekommt einen dritten jungen Point Guard. Ich fand Teamsport noch nie so einfach, wie es Chris Wallace hier versuchte zu erklären: "It'll be like locking the three of them in a room. We'll see which two come out, and we'll move the other guy." So wird jedenfalls nicht Team-Spiel, sondern eher Ego-Zock gefördert. Auch folgende Aussage ist eher hanebüchen: "So we're looking at it like we're getting four No. 1 picks." Diese Picks sind zum einen die wirklichen Optionen in 2008 und 2010 und desweiteren eine Wertbetrachtung von Crittenton und (Marc) Gasol. Man kann es aber auch anders formulieren: alle Spieler und Optionen sind späte 1st Round Picks.

Was dieser Trade aber neben vier Fragezeichen bringt ist freigewordener Cap-Space und bares Geld. Aaron McKie wird sofort ausgekauft (übrigens ein "Loophole" was die Liga 2010 schließen sollte und wohl auch wird), Kwame Brown läuft zum Saison-Ende aus und außerdem schickt LA noch das mögliche Maximum an Cash (3 Millionen Dollar) nach Memphis. Ich persönlich erwarte aber nicht, dass der Cap-Space einen ernsthaften Ersatz für Pau Gasol nach Memphis bringen wird. Nächste Saison könnte Marc Gasol dann in Memphis unterschreiben, und als Backup-Center eingesetzt werden. Außerdem hat man noch den Pick der Lakers, der zwischen Position 20 und 25 liegen dürfte.

Allerdings hat es Chris Wallace nicht geschafft, den Vertrag von Brian Cardinal (19 Millionen, 3 Jahre) zusammen mit seinem Franchise-Player zu traden. Ob er das nun noch schafft, ohne wirklich wichtige Assets für den Rebuild aufzugeben dürfte fraglich sein. In Memphis muss man also hoffen, dass Cardinal sich mit wenigen Minuten und wenig Erfolgen zufrieden gibt und gleichzeitig Spaß für das Betreuen der jungen Spieler entwickelt. Er wird also höchstwahrscheinlich auch noch dann im Team sein, wenn Besitzer Heisley es endlich verkauft. Bereits vor zwei Jahren kursierte das Gerücht, die Memphis Grizzlies stünden zum Verkauf. Damaliger Bieter war u.a. Christian Laettner, dessen Investoren allerdings nicht zuverlässig genug für Heisley schienen. Wallace bekam den Auftrag von Heisley, möglichst mobile Werte zu schaffen, die es einem neuen Besitzer ermöglichen, einen schnellen Umbruch nach eigenem Ermessen zu starten. Das erklärt auch, weshalb in diesem Trade kein gestandener Spieler entgegengenommen wurde, sondern nur ein auslaufender Vertrag und der flexible Rookie-Vertrag von Javaris Crittenton.

Folgende Spieler könnten in der nächsten Zeit noch Gegenstand von Trade-Gerüchten sein, um die Mobilisierung der Grizzlies weiter vorranzutreiben: Mike Miller, Brian Cardinal und Hakim Warrick, dessen Vertrag in der nächsten Off-Season verlängert werden kann. Hier folgt zur Übersicht die genaue Gehaltstabelle von Memphis.

Fazit:



Chris Wallace gehört zu den schlechteren GMs der Liga. Seine Zeit in Boston sorgte dafür, dass das Team bei der Amtsübernahme von Danny Ainge kaum handlungsfähig war. Schlechte Drafts (Joe Forte, Kendrick Brown) und noch schlechtere Trades (Vin Baker, Joe Johnson, Chauncey Billups) werfen einen enormen Schatten auf seine Amtszeit bei den Celtics. In Memphis scheint er momentan noch sehr nach den Vorstellungen des Besitzers zu handeln. Aber dieser Trade wird wohl nur bei den wenigsten als ausgeglichen betrachtet. Dafür fehlt einfach der "harte" Gegenwert in der Gleichung. Bekommen hat Memphis nur wage Aussichten und viel Flexibilität, die sie höchstwahrscheinlich erst langfristig für die Beschaffung von guten Spielern verwenden werden. Bis dahin kann man sich bei Memphis auf eine Zeit einstellen, die in etwa mit der Phase zwischen 2003 und 2006 bei den Hawks zu vergleichen ist.

Los Angeles konnte sich hier eine besondere Konstellation am Markt zunutze machen. Es gibt kaum auslaufende Verträge (Kurt Thomas, Theo Ratliff befinden sich bereits bei Franchises im Rebuild) und es gibt immer weniger Teams, welche bereit sind die Luxury Tax zu bezahlen (Jerry Reinsdorf von den Chicago Bulls ist dies z.B. aus unverständlichen Gründen nicht). Dazu kam der neue Coach von Memphis der mit seinem Up-Tempo-System die Effektivität und damit den Marktwert von Gasol einbrechen ließ. Obschon auch Gasol selbst relativ unmotiviert gewirkt hat. Unterm Strich bleibt also ein Big-Market-Team mit einem auslaufenden Vertrag und der Bereitschaft Geld für Erfolg zu investieren. Trading ist manchmal so einfach.