Samstag, 9. Februar 2008

Trade: Swift und Collins - Du hast was, was ich nicht hab


Nach den spektakulären ersten Februar-Tagen folgt nun ein Deal der etwas weniger polarisiert und in der Nachbetrachtung dieser Saison eher eine Randnotiz bleiben wird. Dennoch, und nicht nur des Bemühens um Vollständigkeit wegen, ist dieser Deal interessant und sollte besprochen werden. Das ich den Eintrag nachreiche, liegt vor allem daran, dass Pau Gasol und Shaquille O'Neal definitiv Vorrang hatten. Bereits am vor dem Wochenende war dieser Trade so gut wie besiegelt. Offiziell wurde er dann am Montag den 4. Februar. Unter anderem lag das daran, dass bei New Jersey die Big Men ausgefallen sind und man Collins noch für die Spiele am Wochenende benötigte.



Der Trade im Detail:

Von New Jersey nach Memphis: Jason Collins (6,1 Millionen)
Von Memphis nach New Jersey: Stromile Swift (6,1 Millionen)


Die Gründe für New Jersey

Vielleicht hat ja der Gasol-Deal die Entscheidung für Stromile Swift beeinflusst. Denn in dem Moment als Kwame Brown LA verlassen hatte, ist die einzige Möglichkeit für Cap-Relief in einem potenziellem Kidd-Trade vergangen. Also kann man nun versuchen, dem Spiel von New Jersey mit einem weiteren Fastbreak-Spieler eine vierte Dimension zu geben. Swift ist 2000 nach Kenyon Martin an 4 (Korrektur: an 2) gedraftet worden und hat ein ähnliches Game. Allerdings fehlte es ihm bisher am Spielverständnis allerdings auch an Teams, die seine Stärken konsequent ausnutzen. Mit Jason Kidd könnte nun selbst Swift ein produktiver NBA-Spieler werden. Der Trade ist jedenfalls kein großes Gamble für New Jersey. Selbst wenn Jason Kidd doch noch auf den Trade bestehen sollte, hat man sich mit Swift nicht weitere Vertragsjahre aufgehalst. Und da außer Dwight Howard (für den es immerhin noch Magloire gibt) die anderen starken Big Men nicht häufig im Post agieren (Garnett, Bosh, Wallace) wird auch die Post-Defense von Collins seltener vermisst werden, als es noch in den letzten zwei Jahren mit Shaq bei den Heat der Fall war.

Für New Jersey also finanziell kein Nachteil (wie man hier gerne nachschauen kann) und spielerisch gewiss eine große Chance. So gut die Defense und das Team-Play von Collins gewesen sein mögen, seine Production als Starter bei einem Playoff-Team war in der NBA unerreicht schwach. Natürlich, er blockt aus, damit Jason Kidd reboundet und den Angriff einleitet, er spielt unspektakulär und nicht für persönliche Stats, aber er ist auch ein katastrophaler Finisher und hat schlechtes Ballgefühl.


Die Gründe für Memphis:

Wie bereits hervorgehoben ist Jason Collins ein Team-Player. Er wird den Umbruch in Memphis nicht durch Eskapaden beeinträchtigen, wird der Jugend Mannschaftsdienlichkeit vor Augen führen und einfach ein "consumate pro" in den kommenden zwölf Monaten sein. Danach ist er dann eh weg. Die andere Aufgabe von Collins wird sein, als auslaufender Vertrag einer anderen Franchise für einen guten NBA-Spieler angeboten zu werden. Zwar geht es hier nur um 6,2 Millionen (in 2009), aber damit kann man immerhin einen Spieler bekommen, der 7,75 Millionen verdient (z.B. Drew Gooden, Chris Wilcox). Anders als vielleicht Stromile Swift ist Collins ein Spieler, den man sich gerne als Expiring für ein halbes Jahr ins Team holt, wenn man sich im Umbruch befindet. Nämlich aus den selben Gründen, die auch dazu geführt haben, dass Collins für Swift nach Memphis geholt wurde.

Ich denke, Wallace hat hier bereits für die Trading Deadline 2009 geplant und sah Collins insgesamt als Wertsteigerung gegenüber Swift an. Swift hat das gleiche Game wie Warrick und würde disesem nur wichtige Minuten nehmen. Und das Warrick Spielzeit bekommt ist ebenfalls wichtig, da dieser in der NBA noch ein höheren Upside hat als Swift und zur nächsten Deadline mit Sicherheit sehr viel Wert haben könnte, wenn man ihn für einen Veteranen zusammen mit Collins anbietet. Wie auch schon bei Pau Gasol tradet Memphis momentan nicht, um die Qualität des Teams zu verbessern. Vielmehr soll die individuelle Leistung der wichtigen Assets gepusht werden, um für das neue Team, welches ab diesem Sommer zusammengestellt wird (höchstwahrscheinlich um Crittenton, Gay und wohl auch Conley sowie Free Agent X, wenn er denn kommt) einen möglichst schnellen Umbruch in die Wege leiten zu können. Noch hat die Gehaltsstruktur ein paar Schwachstellen, aber vielleicht schafft es sogar Wallace diese mit ein paar starken Entscheidungen in den sehr wichtigen nächsten zwölf Monaten auszubügeln.

Fazit:

Mit Swift kommt Upside und Talent in den Frontcourt und ein Spieler, der zu Jason Kidd in der Offense eine ideale Ergänzung sein könnte. Da Swift bisher aber niemals als kompletter Basketballer aufgefallen ist, bin ich in diesem Punkt vorsichtig. Unterm Strich also ein Risiko das man eingehen kann, vor allem wenn man sich finanziell nicht belastet. Kalkuliertes Risiko für New Jersey mit der Chance auf einen wichtigen Push für den diesjährigen Playoff-Run. Ein günstiger Nebeneffekt wäre in diesem Zusammenhang der persönliche Trade-Wert von Jason Kidd. Falls Stromile Swift für Kidd eine dritte Anspielstation beim Fastbreak wird, kann auch Kidd selbst von diesem Trade profitieren und umso mehr Angebote (inkl. Vertragsverlängerung) in der nächsten Saison bekommen, wenn sein Vertrag ausläuft.


Für Memphis dreht sich momentan alles um die Jugend und damit um die Zukunft. Und für diese wurde dieser Deal gemacht. Ein kleiner Deal, vor allem verglichen mit den anderen beiden in dieser Woche, aber doch ein wichtiger Schritt für den Umbruch in Memphis. Ich gehe davon aus, dass vor allem Warrick profitieren und bereits nächste Saison für ein anderes Team auflaufen wird. Memphis muss nun nur noch nach einem Weg suchen, um Brian Cardinal vor 2010 loszuwerden. Das wird alles andere als einfach und man hat dafür die beste Chance mit dem voreiligen Trade von Pau Gasol selbst zunichte gemacht.


Die Paarung von Swift und Collins ist schon bemerkenswert. Würde man Stromile Swift noch die Stärken von Jason Collins mitgeben, hätte man einen All-Star. Beide Spieler weisen in ihrem Game klaffende Lücken auf, die die Fertigkeiten des jeweils anderen füllen könnten. Und genau darum geht es bei diesem Trade. Zwei Franchises denen genau das fehlte, was der andere Spieler mitbringt. Ein kleiner Deal, aber durchaus einer über den es sich zu schreiben gelohnt hat. Nächstes Jahr dann mehr zu Swift und Collins.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

vielen Dank für das ausführliche Kommentar - mach weiter so!!

Anonym hat gesagt…

Eine kleine Korrektur: Stromile Swift war 2000 der zweite und nicht der vierte Pick. Sonst gibt es beim Artikel nichts zu bemängeln. Keep it up! ;)

Jan hat gesagt…

Tatsache! An vier kam Marcus Fizer, der Dampfhammer aus Iowa...

Danke Redemption. Fürs Kommentar (und das treue Lesen ;) )