Donnerstag, 7. Februar 2008

Trade: Sunshine-Shaq



Nachdem uns LA völlig kalt erwischt hat und sich den besten spanisch-sprachigen Spieler der Welt nach Kalifornien geholt hat, bündelten deren Rivalen aus Phoenix die globale Baller-Aufmerksamket bereits vier lumpige Tage später auf den anderen Sonnenstaat. Nach ca 36 Stunden Konfusion wage ich mich mal an meine im Internet zu verewigende Meinung zu diesem doch auf Jahre hinaus entscheidenden Deal für die beteiligten Franchises. Als erstes folgt nun natürlich...


Der Trade im Detail:


Von Miami nach Phoenix: Shaquille O'Neal (20 Millionen)

Von Phoenix nach Miami: Shawn Marion (16,44 Millionen), Marcus Banks (3,888 Millionen)

Die Gründe für Phoenix:

Es sprach einiges dafür, dass sich "was tun musste". Auf der einen Seite geliebt von den Fans für das spektakuläre Tempo-Spiel und Vorbild für so manch andere Franchise, die sich im Umbruch befindet; auf der anderen Seite belächelt von Basketball-Experten und -Puristen für die schwache Verteidigung und vor allem das schwache Rebounding. Doch zuerst muss man sich dem "was wäre wenn" widmen. Was wäre, wenn Robert Sarver nicht schon vorher an der falschen Stelle gespart hätte (Kurt Thomas und Picks für eine Trade Exception abgegeben, auf Rajon Rondo verzichtet, aber dafür Marcus Banks für fünf Jahre verpflichtet). Was wäre, wenn Amaré Stoudemire und Boris Diaw im Spiel 5 der vergangenen Playoffs gegen die San Antonio Spurs nicht die Bank verlassen hätten?

Doch fairerweise muss man sich ebenfalls die Frage stellen, was mit Shawn Marion nach dieser Saison passiert wäre. Und genau das hat man in Phoenix schlussendlich getan. Der notorisch sich-unterschätzt-fühlende Allround-Derwisch kündigte bereits an, bei den nächsten Vertragsverhandlungen aufs Maximum gehen zu wollen. Außerdem schien er die Gerüchte um einen 3-Way-Deal mit Boston und Minnesota sehr persönlich zu nehmen und veröffentlichte seinen Wunsch im Oktober getradet zu werden. In Phoenix war man der Ansicht, dass man sich entweder von Marion oder Stoudemire trennen müsste, um dem Team, dass sich immer mehr seinem Schicksal als Regular-Season-Performer ergeben zu schien, neuen Schwung zu bringen.

Sehr schön, neuer Schwung klingt gut. Aber Shaq? 320 Pound "Schwung"? Oder eher doch nur Schwung medialer Sorte durch das überschäumende Charisma und die nicht zu übertrumpfende Präsenz auf Titelblättern und Bildschirmen? Da ist ein bischen Wahrheit dran. Vor allem finanzielle. Der chronisch sparsame Robert Sarver versprach sich vom Trade Marions zweierlei Dinge: Marcus Banks soll von den Büchern (aufpassen Memphis, so geht das!) und es soll ein Star her, der Kohle in die Kasse bringt. Noch immer gilt das vor allem für Shaq. Man hat sich nun endlich entschieden, dass Team auf zwei Jahre Contention auszurichten (siehe Gehalts-Chart) und sieht sich 2010 in blendender finanzieller Verfassung. Äußerst flexible Aufstellung der Verträge. Außerdem wird für Boris Diaw sehr viel Spielzeit freigemacht, die man dazu nutzen wird, dessen Trade-Value wieder in angemessene Höhe zu bringen.

Aber nicht nur der Boss hat Spaß an dem Trade. Auch D'Antoni, der Coach. Was ist da dran? Gute Miene zum bösen Spiel? Oder ist man in Phoenix tatsächlich der Meinung, dass Shaq auch noch mit 36 und 37 noch genügend Gas im Tank hat um der schnellsten Mannschaft der Liga dienlich zu sein? Dagegen spricht so ziemlich alles, was Shaq in den letzten 1,5 Spielzeiten geleistet hat. Für sich zu verzeichnen hat Shaq nur sein breites Grinsen und seine kleine, aber vielleicht nicht unbedeutende Statistik für Spiele gegen die Phoenix Suns: 32,5 Minuten, 21,5 Punkte, 10,5 Rebounds, 4 Assists und 2 Blocks. Kommt er mit dem Tempo also doch zurecht?

Lassen wir das mal so sacken und gespannt die kommenden zwei Playpffs mit Shaq in Phoenix (im letzten Jahr ist er auslaufender Vertrag und wird nochmal getradet) abwarten. Ich selbst habe ein gutes Gefühl. Die Suns haben abnorme Qualität von 1-7 im Roster und können die Effizienz von Marion wahrscheinlich ausgleichen. Shaq ist in der Defensive und an den Boards immer noch sehr stark. Außerdem kann er wunderschön aus dem Post passen, was einem cuttenden Stoudemire und den Dreier-Schützen sicherlich gefallen dürfte.

Und auch aus Management-Perspektive ist nun endlich ein Fleckchen Land in der Wüste zu sehen. Sarver ist bereit zu investieren. Endlich! Also aufgepasst im Westen. Die Karten sind komplett neu gemischt und ich glaube, viele GMs suchen nun nach einem Big Men den man im Fall des Falles gegen Shaq stellen kann. Wie in guten alten Zeiten...

Die Gründe für Miami:

Die Überschrift für diesen Teil des Blog-Eintrags wirkt lachhaft unangebracht. Es war offensichtlich, dass Shaq für dieses Team spielerisch nur noch Belastung war. Und auch finanziell fehlte dem Team durch den Leistungsabfall des Centers an einer klaren Richtung. Nun hat man sich Luft verschafft und eine Richtung vorgegeben. In der Offseason wird man mit Shawn Marion über eine Vertragsverlängerung (er hat im Sommer eine Player Option) verhandeln und entscheiden, was mit dem Boston-Trio Davis, Blount, Banks geschehen soll. Wenigstens Davis läuft zum Saisonende aus, aber mit Banks und Blount hat man zwei faule Äpfel im Team, die es gilt dringend loszuwerden. Aber es war nicht zu erwarten, dass man Verträge wie den von Shaq und Antoine Walker abstreifen kann, ohne Ungewolltes entgegenzunehmen (das geht nur in LA...).

Ein Geniestreich wäre es natürlich, wenn man einen der auslaufenden Verträge (Jason Williams, Ricky Davis) mit einem der Kader-Katastrophen (Marcus Banks, Mark Blount) zusammen an einen uninformierten GM schicken könnte. Aber selbst bis zu Isiah Thomas sollte sich allmählich herumgesprochen haben, dass man mit den Ex-Celtics sicherlich keine Gewinner einkauft. Ansonsten ist man in Miami den Umständen entsprechend relativ gut aufgestellt, wie man der Gehaltstabelle von Hoopshype entnehmen kann. Das Problem ist, man in der nächsten Saison keinen signifikanten auslaufenden Vertrag, mit dem man dann zur Trading-Deadline agieren könnte. Wenn man Williams und Davis also nicht tradet, wird das auch bedeuten, dass Banks und Blount nur mit Paket-Versüßung (Cook, Haslem, Draft Picks) loswird. Und Versüßung ist nicht das, was eine Franchise im Umbruch sich leisten könnte und sollte (Banks und Blount sollte sich aber auch niemand leisten).

Dennoch hat man nun eine Richtung und ein Konstrukt mit dem man beginnen kann ein neues Team rund um Dwyane Wade aufzubauen. Das allein ist momentan schon ein großer Schritt nach vorne. Shawn Marion selbst gibt ebenfalls eine Richtung vor. Mehr Defense, mehr Hustle und natürlich mehr Tempo. Man hat zwar immer noch keine Shooter, aber diese Saison ist der Drops eh gelutscht. Ich gehe davon aus, dass man Marion halten und das Dynamic Duo mit Shootern und Reboundern verstärken wird.

Fazit:

Aus genau diesem Grund habe ich diesen Blog eingerichtet. Momentan ist eine der spannendsten Trade-Phasen der vergangenen Jahre angebrochen. Und ein waghalsiger Deal wie ihn hier die Phoenix Suns durchgeführt haben, wird dazu verleiten auch noch in zwei Jahren vielleicht nach diesem Eintrag zu suchen, um die eigene Meinung in Erinnerung zu rufen. Ich denke, Phoenix hat hier mehr Eier als Verzweiflung gezeigt und wird den Deal nicht bereuen. Shaq passt in das Leistungsfenster von Nash. Er ist definitiv eine Post-Presence und er wird Geld in die Kassen spülen. Gleichzeitig wurde Marcus Banks abgegeben, so dass die MLE in der nächsten Jahr doch kein Ding der Unmöglichkeit ist. Ich bin auf jeden Fall erleichtert, dass Sarver endlich aus seiner finanziellen Schockstarre erwacht ist und grünes Licht für Investitionen gegeben hat. Das wird weitere Transaktionen im Westen zur Folge haben (bekommt Kandi-Man doch noch einen Job?), womit ich also wiederum mehr schreiben darf...

Auf Seiten von Miami hieß es dagegen einfach zugreifen. Die Fehler der Offseason (Kapono, Posey bzw. keine Shooter mehr im Kader sowie Blount, Davis) haben immer mehr die Überflüssigkeit von Shaq vor Augen geführt. Nun hat man ihn abgegeben und dafür einen spektakulären Side-Kick für Wade gefunden. Er kann zwar ebensowenig zuverlässig werfen, aber dafür alles andere. Ob er in Miami endlich glücklich wird und sich respektiert fühlt wird abzuwarten sein. Momentan gehe ich aber davon aus, dass er zu seiner Entscheidung einen Contender und Winner verlassen zu wollen, stehen wird. Aber sieht das in der Offseason vielleicht schon wieder anders aus? Ich bin gespannt.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wieder mal sehr informativer Eintrag!
Tolles Blog!!

Anonym hat gesagt…

Kann mich nur anschließen, keine Kurzmeldung, sondern eine durchdachte Tradebeschreibung und -bewertung. Weiter so!!

Anonym hat gesagt…

marion will also der star einer mannschaft sein.dann soll er doch zu memphis oder so gehen, dann kann er schön im keller rumhampeln, dann wird er wohl die zeit in phoenix vermissen