Montag, 18. Februar 2008

Trade: Hawks greifen zu, Bibby mit neuer Chance


2008 scheint ein richtig guter Trade-Jahrgang zu werden. Sogar das als entscheidungsunfähig geltende Hawks-Leaderboard hat nun seine auslaufende Verträge für einen Underperformer losgeeist und zeigten damit ein äußerst erfrischendes Signal gegen die wieder akute Stärkenverschiebung gen West.


Der Trade im Detail:



Von Atlanta nach Sacramento:

Shelden Williams (3,2 Millionen),
Tyronn Lue (3,5 Millionen),
Lorenzen Wright (3,24 Millionen),
Anthony Johnson (2,86 Millionen),
Hawks 2nd Round Pick 2008

Von Sacramento nach Atlanta:

Mike Bibby (13,5 Millionen)

Von Sacramento entlassen:

Justin Williams, Dahntay Jones

Die Gründe für Atlanta:



Die Hawks haben genau das Richtige getan. Endlich wieder ein Point-Guard von (Starter-)Format. Endlich proaktives Management, das dem drohenden Leistungsabfall der vergangenen Spiele und der schwächer werdenden Leistung von Joe Johnson eine schnelle Antwort zu entgegnen hatte. Sowas ist man aus Atlanta nicht gewohnt.


Zwar weiß niemand ganz genau, ob man jemals wieder den Bibby von 2002 wiederbekommen wird. Andererseits scheint hier ein typischer Fall von notwendigem Tapetenwechsel vorliegen. Bibby hat in Atlanta nicht nur die Chance auf einen Playoff-Run in die zweite Runde (wenn man es noch schafft, als sechstbestes Team abzuschließen), sondern auch eine gute Gelegenheit bekommen, seinen Marktwert für einen letzten guten Vertrag in der NBA zu steigern. 2009, im Alter von 31, wird sein hoch-dotierter Vertrag auslaufen. Bis dahin bietet er den Hawks guten Ballvortrag, Floor Spacing und Playoff-Erfahrung von der 1. Er gilt zwar weniger als Playmaker, aber für Entlastung von Joe Johnson bei der Spielzugeröffnung wird er allemal sorgen können.


Ein Nebeneffekt dieses Trades ist die verschlankte Rotation. Viele Teams im Umbruch leiden unter nicht fest vergebenen Rollen, schwankenden Einsatzzeiten der Bankspieler und noch schlimmer beim Basketball: Quantität statt Qualität. Nach dem Trade hat man nur noch vier Spieler mit der Bezeichnung "Combo-Guard". Besonders profitieren dürfte Acie Law, der ein ähnlicher Spielertyp wie Mike Bibby ist und in seinem Schatten zu einem kompletteren Spieler reifen kann.


Doch selbst wenn Mike Bibby in Atlanta nicht die erhoffte Leistungssteigerung bringen sollte, so hat man mit seinem Vertrag in der nächsten Saison ein sehr starkes Asset für einen Blockbuster Deal. Abgegeben hat man in Atlanta kaum Wert, sondern nur (nutzlose) Tiefe. Es ist gut möglich, dass Atlanta im Sommer Josh Childress in einem Sign & Trade abgeben wird und das gesparte Geld in die Vertragsverlängerung von Josh Smith, sowie in einen Free Agent für den Backup-PF/C investieren wird. Auch mit einem Max-Vertrag für Smith werden die Hawks keine Luxury-Tax bezahlen müssen.


Insgesamt ist dieses Team also sehr flexibel und sehr vielversprechend aufgestellt, um vielleicht mit einem weiteren Free Agent und einem weiteren Trade einen Contender aufstellen zu können. Vor dem Trade für Bibby hätte ich diesen Satz nicht geschrieben, aber momentan gehe ich davon aus, dass die Hawks auch weiterhin Chancen zur Verbesserung des Kaders nutzen und dafür auch Geld investieren wollen.

Die Gründe für Sacramento:



Sacramento startete besser in die Saison als man mit dem konstanten Verletzungspech erwarten konnte. Doch im starken Westen befinden sich die Kings schon lange nicht mehr in Playoffs-Reichweite, sodass selbst die Maloofs nun endlich einem Trade ihrer zwei verbliebenen Stars zugestimmt haben. Eine Entscheidung, die sich sich seit zwei Jahren angekündigt, und vielleicht 18 Monate zu spät kommt (Stichwort Greg Oden). Die Entscheidung zum Rebuild ist nicht leicht zu fällen. Doch jetzt geht es auch in Sacramento endlich in diese Richtung, die meiner Ansicht nach vielversprechender ist, als sich mit Trades für weitere Veteranen im Mittelfeld der Liga festzubeißen.

Die Voraussetzungen sind aber immer noch alles andere perfekt für einen eleganten Rebuild, wie ihn vielleicht New Jersey nach einem Trade von Jason Kidd entgegensieht. Ein erneuter Ausbruch, oder zumindest Stimmungsschwank, von Ron Artest steht mit jedem neuen Tag zu befürchten und die Verträge von Kenny Thomas, Abdur-Rahim und Brad Miller sind Gift für jegliche Roster-Flexibilität und Nachwuchsförderung im Frontcourt. Sie haben momentan negativen Tradewert, womit ich ausdrücken möchte, dass man sie zusammen mit Assets (Talente, Draft Picks, auslaufende Verträge) paaren muss, um sie traden zu können. Um den Tradewert aufzubauen, muss zum einen eine weitere Saison ins Land ziehen, um die Vertragslaufzeiten zu verkürzen, und in der die Spieler hoffentlich auch noch gute Leistung gebracht haben. Diese Zeit ist aber tote Zeit für Spencer Hawes und Neu-King Shelden Williams, die am besten noch heute viel Spielzeit bekommen sollten.

Womit wir zurück zum Gegenwert für Mike Bibby kommen. Von Williams abgesehen, wird wohl keiner der involvierten Spieler im nächsten Jahr noch für die Kings spielen. Sie alle sind vor allem deshalb nach Sacramento gekommen, um dessen Gehalt zu matchen und weil sie auslaufende Verträge haben. Spielerisch ist ihr Potenzial schlicht und ergreifend egal. Da sich es bei allen Spielern (Lorenzen Wright, Anthony Johnson, Tyronn Lue) um solide NBA-Spieler handelt, ist diese Einschätzung vielleicht übertrieben nüchtern. Doch im Endeffekt werden sie für Sacramento keinen weiteren Wert darstellen.

Eine gewisse Richtung kann man in Sacramento erkennen. Ein junger Frontcourt mit Williams und Hawes, sowie natürlich Kevin Martin (bereits verlängert bis 2013 für 50 Millionen $). Außerdem wird John Salmons den Kings länger erhalten bleiben. Ob Williams ein Starter und ob Hawes ein Star in dieser Liga sein kann, wird sich erst in den nächsten Jahren herausstellen. Bis dahin hat man sich hoffentlich von Kenny Thomas und Brad Miller befreien können. In Sacramento steht aber als erstes der Trade von Ron Artest für hoffentlich einen weiteren jungen Spieler mit Potenzial an. Ich bezweifle, dass man Thomas mit in ein Paket verpacken kann, aber vielleicht hat Geoff Petrie ja einen Geistesblitz. Falls nicht, wird Sacramento noch ein richtig durchschnittliches und damit verlorenes Jahr erleben, bevor man die notwendige Talsohle durchläuft. Daher sehe ich erst in 2010 einen ernstzunehmenden Aufwärtstrend. Hoffentlich ist das Team dann noch in Sacramento beheimatet.

Fazit:



Ein notwendiger Trade für Sacramento, die sich zum Glück keine halbgaren Veteranen der Marke Drew Gooden haben andrehen lassen, sondern endlich den schmerzhaften Weg in Richtung Rebuild-Hölle wagen. Belohnt werden sie dafür erst in zwei, drei Jahren. Aber es war wichtig, nicht noch eine weitere Saison mit den Planungen für ein junges, neues Team rund um Kevin Martin zu beginnen. Ob Shelden Williams in entfernten, erfolgreicheren Jahren eine Rolle in Sacramento spielen wird, darf durchaus kritisch betrachtet werden. Ich maße mir da kein Urteil an, glaube aber, dass die Entwicklung von Spencer Hawes darauf ebenso viel Einfluss haben wird, wie die von Williams selbst. Denn Hawes hat das offensive Talent, von dem Shelden Williams später als eine Art Charles Oakley profitieren könnte.

In Atlanta sind endlich wieder mutige Zeiten angebrochen. Wie oben schon geschrieben: endlich! Als Abziehbild für den gesamten Osten fristete Atlanta ein Kellerdasein in den vergangenen fünf Jahren. Katastrophen-Entscheidungen in Drafts wechselten sich mit Phasen in welchen das Hawks-Management ein Scheintod-Dasein fristete. Ich denke, dass war genau der richtige Zeitpunkt für einen ersten Versuch sich in den Playoffs nasse Füße zu holen. Das Team ist bereit für die große Bühne und wird von dieser ersten Erfahrung aus weiter aufbauen. Die Verträge des Hawks-Rosters sind clever zusammengestellt und bieten genügend Flexibilität und finanziellen Spielraum für zwei weitere Investitionen in die Qualität. Man hat zwar keinen Draft Pick, aber dafür spart man die ca 2,5 Millionen ebenfalls und kann diese in erfahrenes Spielermaterial investieren.


Ein sinnvoller Deal für Atlanta. Sacramento hofft mit Shelden Williams auf einen günstigen, aber zuverlässigen Spieler, der bisher eher darunter zu leiden schien, viel zu hoch gedraftet worden zu sein. In Sacramento hat er zwar auf der einen Seite den Druck gegen den früheren Publikumsliebling Bibby getradet worden zu sein, aber wenigstens ist ihm kein Fan böse, dass er überhaupt gedraftet worden ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Grüße" für Atlanta?? = Tippfehler

Guter Eintrag ansonsten. Wieder sehr informativ; immer wieder eine Freude zu lesen.

Anonym hat gesagt…

Gute Zusammenfassung, freue mich bereits auf weitere Beiträge zum Trade von Kidd und eventuell Artest (nach Denver??).